Daniela
Deutsch vor Regelunterricht.
Der Einfluss monolingualer Sprachideologien auf die österreichische Sprachenpolitik

Die österreichische Sprachenpolitik hat sich in den letzten zehn Jahren weiter in Richtung einer monolingualen Politik verschoben. Die Regierungsparteien aus ÖVP und FPÖ betrachten Mehrsprachigkeit als Bedrohung für die nationale Sicherheit Österreichs. Die sprachliche Angleichung von SchülerInnen mit nicht-deutscher Erstsprache wird als probates Mittel betrachtet um Parallelgesellschaften zu verhindern und damit dieser imaginierten Bedrohung entgegenzutreten. Herausforderungen von SchülerInnen mit nicht-deutscher Erstsprache in Bezug auf die deutsche Unterrichtssprache werden als sprachliche Defizite verstanden, deren Ausmaß mit Hilfe eines standardisierten Testverfahrens[1] ermittelt werden soll und durch kompensatorische Deutschförderklassen und -kurse behoben werden kann.
Das Beherrschen der deutschen Sprache sei – so die Argumentationslinie – Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn und Zugang zu sozialen Räumen. Es kann vermutet werden, dass durch den Fokus auf die Sprachlichkeit von SchülerInnen die Aufmerksamkeit abgelenkt werden soll von den eigentlichen gesellschaftlichen Machtverhältnissen, die bewusst aufrechterhalten werden. Eine solche strukturelle Bildungsbenachteiligung kann aber nur dann überwunden werden, wenn die Zusammenhänge zwischen Schulerfolg und Sprache thematisiert werden und nicht auf den Erwerb der Unterrichtssprache beschränkt werden.
Der Fokus auf die Assimilierung von SchülerInnen mit nicht-deutscher Alltagssprache hat sich in den letzten zehn Jahren weiter verstärkt.
Eine Anerkennung von sprachlichen oder kulturellen Unterschieden lässt sich nicht mehr erkennen. Der erfolgreichen Etablierung einer institutionell verankerten mehrsprachigen Kommunikation stehen monolinguale Ideologien entgegen stehen, für die Mehrsprachigkeit sowohl im gesamtgesellschaftlichen als auch im schulischen Kontext eine unerwünschte Abweichung von der deutschen Sprache darstellen.
Eine Politik, die von einer Ideologie des Monolingualismus getragen wird, kann der zunehmenden sprachlichen Pluralität an Schulen nicht gerecht werden.
[1] Eine Stellungnahme des Netzwerk SprachenRechte und des Österreichischen Verbands für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (ÖDaF) zum Einsatz von MIKA-D (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) bekräftigt die Unzulänglichkeit des Testverfahrens im Hinblick auf die Anerkennung des sprachlichen Potentials von mehrsprachigen SchülerInnen als auch die dem Testverfahren zugrundeliegende Defizitorientierung. (https://www.oedaf.at/dl/rlpOJMOJKMLnJqx4KJK/Stellungnahme_MIKA-D_NWSR_OeDaF_final.pdf)
Zusammenfassung eines Essays für das Institut für Bildungswissenschaften an der Universität Wien.